
Veranstaltungsdoppelpack
EBC Kongress und Brewers Forum
Die BRAUINDUSTRIE sprach mit John M. Brauer, EBC
Executive Officer, u. a. über das Intervall von EBC Kongress
und Brewers of Europe Forum.
John M. Brauer, EBC
Executive Officer, auf dem Weg
zum nächsten Vortrag.
BRAUINDUSTRIE: Herr Brauer, am Abend
der EBC Closing Ceremony wurde auch
das 75-jähriges Jubiläum (1947 bis 2022)
der European Brewery Convention (EBC)
ausgiebig gefeiert. Das war eine schöne
Feier!
John Brauer: Ja, da stimme ich Ihnen
zu. Ich denke, das 75-jährige Jubiläum
hat somit die angemessene Aufmerksamkeit
bekommen und wurde gebührend
gefeiert. Wir sind ja in der angenehmen
Situation, dass wir normalerweise
ein ungerades Jubiläum nicht in
einem ungeraden Jahr feiern können.
Das wurde mit der Verschiebung des
EBC Kongresses von 2021 nach 2022
eigentlich erst möglich. Es war ein
schönes Event mit unseren Kollegen
des Brewers Forums und der Cerveceros
de España, dem Brauereiverband
des Gastlandes Spanien.
BI: Was hat sich in den letzten Jahren am
EBC Kongress verändert?
Brauer: Also, bemerkenswert ist die
gestiegene Anzahl an Einsendungen
für die wissenschaftlichen Vorträge
und Poster. Das erklärt sich durch das
notgedrungen auseinander gezogene
Intervall von zwei auf drei Jahre. Von
daher hatten wir schon die Pflicht, so
viele der Einsendungen wie möglich
im Programm unterzubringen. Das
heißt aber nicht, dass wir weniger wählerisch
waren, ganz im Gegenteil. Hier
hat unser Reviewing Team wie üblich
gute Arbeit geleistet und über 160 Einreichungen
wurden anonym auf ihre
wissenschaftliche Qualität und Relevanz
geprüft. Herausgekommen ist ein
ausgewogenes Programm, wenn auch
ein sehr fülliges, wenn man die über
110 EBC Poster noch dazu nimmt.
BI: Macht sich die weltpolitische Lage auch
in Bezug auf die EBC bemerkbar?
Brauer: Viele unserer Brauereien haben
mit einer kniffligen Lage zu kämpfen
– weniger Ausstoß, mehr Konkurrenz,
gefährdete Lieferketten und Probleme
beim Ankauf von Rohstoffen
und insbesondere der Glasflaschen.
Die Hintergründe sind hinlänglich
bekannt. Auch wenn wir, als wissenschaftlich
technischer Interessenverein
der europäischen Brauindustrie,
nicht direkt betroffen sind, so müssen
wir uns auf die mittelfristige Sicht wohl
wärmer anziehen. Bei gestiegenen Preisen
für Rohstoffe und Produkte wird
es in Zukunft mehr Mitglieder geben,
die den Sinn und Zweck einer technischen
Brauervereinigung hinterfragen.
Wie heißt es so treffend – past success
does not ensure future success. Dieses
Sprichwort sollten wir uns vor Augen
halten und dementsprechend unseren
Katalog der Leistungen an die Industrie
prüfen. Letztendlich werden die
Zeichen der neuen Zeit vor einem Brewers
Forum oder EBC Kongress nicht
haltmachen.
BI: Was war an diesem EBC Kongress
anders als in den Jahren vor der Pandemie?
Brauer: Gute Frage – ich weiß es nicht.
Ich hätte vermutet, dass die Anmeldungen
gegenüber vor den Pandemiejahren
bescheidener ausfallen würden.
Das schien aber nicht der Fall zu sein.
Wir hatten bereits mehr als 540 Anmeldungen
nur für die EBC und um die
320 für das parallel laufende Brewers
Forum. Auffällig war, dass es viel mehr
Einsendungen im Bereich Nachhaltigkeit
gab; das führte dazu, dass wir uns
entschlossen haben, mehrere Sessions
über verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit
anzubieten. Andererseits hat
das Thema Hopfen kaum etwas von
seinem Reiz eingebüßt. Auch hier gab
es mehr Vorträge und Poster zu dem
Thema als auf früheren EBC Kongressen.
BI: Dieses Jahr fand die EBC wiederum
zusammen mit dem Brewers Forum statt.
Wird das künftig so bleiben?
Brauer: Das ist schwer zu beantworten.
Ich habe aus meiner Skepsis gegenüber
diesem Konstrukt kein Hehl gemacht.
Mehr Vorträge bedeuten zwar
mehr Auswahl, aber für den einzelnen
Tagungsbesucher
stellt dieses Mehr an
Vorträgen nicht immer einen Mehrwert
dar. Für etwa 850 Teilnehmer bisweilen
fünf Parallelsessions anzubie-
8 BRAUINDUSTRIE · 7/2022