
Vom Nachbarn lernen
Wie Dänemark deutschen Brauereien helfen möchte
Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurden in Dänemark strikte Regularien in Bezug auf den Energieverbrauch
der Industrie eingeführt. Die Lebensmittelindustrie – in dieser Periode eine der energieintensivsten
Branchen Dänemarks – war und ist auch heute noch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor
des skandinavischen Nachbarlandes. Umso mehr richtete sich die Aufmerksamkeit der Bevölkerung
auf den Energieverbrauch des lebensmittelproduzierenden Sektors. Um den ambitionierten Zielen
der Regierung nachzukommen, werden stetig Innovationen im Bereich der Energieeffizienz gefördert
und fortlaufend Forschungsprojekte mit der dänischen Lebensmittel- und Zulieferindustrie sowie Forschungseinrichtungen
durchgeführt.
Die dänische Regierung legt bereits seit
einigen Jahren einen großen Fokus auf
die Umwelt- und Klimaziele, welche
eine 70-prozentige Emissionsreduktion
bis 2030 vorsieht. Um den Herausforderungen
global betrachtet gerecht
zu werden, wurde das dänische Außenministerium
beauftragt, mit äusländischen
Institutionen in europäischen
Ländern Kooperationen einzugehen
und ihre Expertise dort einzubringen.
In Deutschland finden sich die dänischen
Repräsentanten in den Generalkonsulaten
in Flensburg, Hamburg,
München und der Botschaft in Berlin.
Vor allem in der hanseatischen Me-
tropole Hamburg und der Hauptstadt
Berlin wird ein großer Fokus auf den
Erfahrungsaustausch in Bezug auf die
Windenergie, die Fernwärme und die
ressourcenschonende Wassertechnologie
gesetzt. Um den anstehenden Fragestellungen
bzgl. Energieeffizienz insbesondere
in der Braubranche entgegenzutreten,
wurde 2020 in Hamburg
die Sustainable Industrie Advisory
(kurz: SIA) gegründet.
Dänische Inspirationen
Die Hauptaufgabe der Vertretungen,
ob in Hamburg, Berlin, Flensburg oder
München, ist die Befürwortung dänischer
Interessen in Deutschland. Für die
SIA-Initiative bedeutet das, dass hauptsächlich
auf drei Ebenen gearbeitet
wird: mit der deutschen Brauindustrie,
mit politischen Akteuren und mit zahlreichen
Interessenorganisationen. Die
Partnerunternehmen der SIA sind sorgfältig
ausgewählt und müssen nachhaltigen
Kriterien standhalten. Der wichtigste
Aspekt ist, dass sie Lösungen bieten
für diejenigen Prozesse in der Brauindustrie,
die jeweils am meisten Ressourcen
verbrauchen. Darunter gibt es
auch Firmen, die sich speziell auf die
Digitalisierung, auf technische Messungen
oder auf das Gebiet des Prozess-
und Abwassers konzentrieren. Die Herausforderungen
sind vielseitig und deswegen
wurde die SIA nach einem ganzheitlichen
Gedanken gegründet, die an
verschiedenen Stellen in der Produktion
Wasser oder Energie einsparen können.
Die dänischen Partnerunternehmen
setzen nicht nur auf Einzellösungen,
die den Energie- und Wasserverbrauch
der Brauerei minimieren, sondern
vor allem auf Lösungen, die weitgehend
kombiniert werden, weil sie Synergien
erzeugen. Das SIA-Team hat durch
Energieaudits bei deutschen Lebensmittelherstellern,
erhebliche Energie- und
Wassereinsparungen feststellen können,
die mittels Kombination von mehreren
Resultaten entstanden sind.
Je mehr sich mein SIA-Team
mit der deutschen Brauindustrie
in Verbindung setzt,
umso klarer sehe ich die Trends.
In Deutschland wurden schon
sehr viele Maßnahmen durchgeführt,
um nachhaltiger und zirkulärer
zu werden, ohne dass die
hochwertige
Qualität darunter
leidet, aber ich sehe dennoch ein
Potenzial für dänische Expertise
in verschiedenen Bereichen. Passend
dazu beobachte ich auch,
dass die deutschen Brauereien
gerne die Verantwortung auf
sich nehmen, um umweltschonender
zu produzieren. «
Generalkonsul in Hamburg,
Jakob Andersen, Leiter für Energie,
Umwelt und Industrie in DACH
10 BRAUINDUSTRIE · 3/2022