
Fortschrittlich
Wie sich die Klosterbrauerei Andechs
für die Umwelt stark macht
Alexander Reiss (Bild: Nila Thiel)
Die Klosterbrauerei Andechs vereint lange Brautradition mit der Erfüllung hoher Qualitätsansprüche.
Die BRAUINDUSTRIE sprach mit Betriebsleiter Alexander Reiss über aktuelle Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen
sowie über die Zukunftspläne „am Heiligen Berg“.
BRAUINDUSTRIE: Herr Reiss, Ihre Brauerei
agiert mittlerweile in vielen Bereichen
umweltfreundlich und umweltbewusst.
Bereits 2017 hat die Klosterbrauerei
Andechs das EMAS-Öko-Audit erhalten.
Seit 2000 ist die Brauerei durchgehend
zertifiziert. Was waren damals die Überlegungen
für die Zertifizierung und welchen
Nutzen konnten Sie bereits hieraus
erzielen?
Benediktinermönche verstehen
Natur- und Umweltschutz
als ganz konkrete
Schritte zur Bewahrung der
Schöpfung an dem jeweiligen
Ort ihres Klosters, an das sie
sich ein Leben lang gebunden
haben.“
ALEXANDER REISS: Für unseren Eigentümer,
eine lebendige klösterliche
Gemeinschaft von Benediktinern,
war es schon vor über 20 Jahren wichtig,
schonend und verantwortungsbewusst
mit natürlichen Ressourcen
umzugehen. Benediktinermönche verstehen
Natur- und Umweltschutz als
ganz konkrete Schritte zur Bewahrung
der Schöpfung an dem jeweiligen Ort
ihres Klosters, an das sie sich ein Leben
lang gebunden haben. Nichts also für
Hochglanzbroschüren, sondern für
die tägliche Arbeit. In den vergangenen
Jahren haben wir daher immer
wieder massiv in unsere Klosterbrauerei
investiert, um unsere Produktion
noch umweltschonender zu gestalten.
So konnten wir unseren Gesamt-Energieverbrauch
seit 2010 trotz Umbaumaßnahmen
und energieintensiver
Investitionen wie der Entalkoholisierungsanlage
um 20 Prozent senken.
BI: Ein Umweltaspekt, der bei EMAS
beleuchtet wird, ist die Entsorgung von
Reststoffen und Abfällen. Welche Maßnahmen
haben Sie seit 2017 ergriffen, um
den Anforderungen der Zertifizierung zu
entsprechen?
REISS: Grundsätzlich umfasst unser
Umweltmanagementsystem seit Jahren
alle Unternehmensbereiche, angefangen
von der Produktentwicklung
über die Produktion bis hin zur Abfallwirtschaft.
Wir überwachen ständig
die Auswirkungen unserer Produktion
auf unsere lokale Umgebung und
erfassen und analysieren dazu den Ressourcenverbrauch
(Rohwaren, Verpackungsmaterial,
Reinigungsmittel,
Energie, Wasser) und das Abfallaufkommen,
insbesondere Ausschuss,
Emissionen und Abwasser. Wir erfassen
alle Abfallarten in einer Abfallbilanz,
trennen die Abfälle und stellen
eine standardgemäße Entsorgung und
Verwertung sicher. Für die Abfälle aller
Klosterbetriebe ist ein gemeinsamer
Wertstoffhof angelegt, daher kann es
immer wieder zu Schwankungen in
den Erhebungszeiträumen kommen.
Wir prüfen dennoch weiterhin Maßnahmen
und setzen diese um, die dazu
beitragen können die Abfallmengen zu
reduzieren. Organisation der Sammlung,
Verwertung und ordnungsgemäßen
Entsorgung obliegt unserem eigenen
Abfallbeauftragten. Noch bevor
wir aber die fach- und sachgerechte
Entsorgung und Verwertung von Abfällen
und Reststoffen in Angriff nehmen,
achten wir sehr genau darauf,
dass diese Abfälle erst gar nicht entstehen.
So haben wir 2019 eine erhebliche
Energie-, Wasser- und Chemikalien-
Einsparung durch die neue Abfüllanlage
erreichen können. Wir konnten den
Wasserverbrauch durch die neue Flaschenwaschmaschine
um über 30 Prozent
senken. Seit 2019 verwenden wir
in der Flaschenfüllerei auch keine Folien
mehr zur Verpackung von Mehrwegkästen.
Zudem ersetzen wir – wo
möglich und sinnvoll – Autos mit Verbrennungsmotor
durch Elektroautos.
BI: Auch in unserer Branche wird das
Thema der Nachhaltigkeit immer bedeutender.
Durch EMAS sind Sie auf der ökologischen
Seite bereits gut positioniert –
welche Aspekte bezüglich der ökonomischen
und sozialen Nachhaltigkeit sind
für Sie wichtig?
REISS: Durch zielgerichtete Information
der Belegschaft über die Umweltauswirkungen
im täglichen Betrieb
ist es uns gelungen, das Bewusstsein
der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
8 BRAUINDUSTRIE · 3/2022