
Farbpigmente
Die Welt in bunt
Farbpigmente sind ein selbstverständlicher Bestandteil
unseres Alltags. Ihre Herstellung und Verwendung
hat eine uralte Tradition. Im Umgang mit Pigmenten
ist für den besseren Erfolg Verschiedenes zu
beachten.
Die ältesten Zeugnisse stammen aus Ostafrika
und sind zwischen 40.000 und 50.000
Jahre alt. Den Malern der Steinzeit standen
im Prinzip nur vier Farben zur Verfügung:
Schwarz aus Holzkohle, Ruß oder Manganschwarz,
Weiß aus Kreide, Kalkstein oder
Vogelkot sowie Gelb und Rot aus Ockern.
Heute, im 21. Jahrhundert, bieten uns Pigmente
eine unglaublich große Farbvielfalt
und Brillanz, die weit über das Farbspektrum
handelsüblicher Sortimente hinausgeht.
Korngröße, Kornverteilung und
Kornform
Die Korngröße ist eine wichtige Kennzahl
für die praktischen Eigenschaften eines Pigments.
Häufig sind die Verarbeitbarkeit und
der Farbton von der Korngröße abhängig.
Für transparente Mal- oder Lackschichten
sollte das Primärkorn möglichst groß sein,
denn verwachsene Teilchen lassen die Farbe
opaker erscheinen als große Einzelkristalle.
Grundsätzlich gilt: Je feiner das Pigment,
desto größer ist der Bindemittelbedarf. So
benötigt z. B. Blanc fix sehr wenig Öl, Terra
di Siena und Flammruß sehr viel.
Neben der Korngröße spielt auch die Korngrößenverteilung
eine wichtige Rolle. Bei
synthetischen Pigmenten ist diese meist relativ
homogen, das heißt, die Teilchen sind
alle ungefähr gleich groß. Bei Erden und
Mineralien kann die Korngrößenverteilung
abhängig vom Rohmaterial hingegen sehr
inhomogen sein. Grundsätzlich gilt: Je ähnlicher
die einzelnen Teilchen sind und je homogener
die Korngrößenverteilung ist, desto
klarer ist in der Regel die Farbe. Feinere
Teilchen bilden einen feinen Staub, der sich
auf die gröberen Teilchen legt und deren
Farbe verändert.
Darüber hinaus haben die Pigmentteilchen
je nach Material, Herstellung und Bruchverhalten
auch ganz unterschiedliche Formen.
Die Partikel können runde Teilchen
oder scharfkantige kleine Splitter sein, flache
Plättchen oder dickere Tafeln und sogar
stäbchenförmige, nadelige und faserige Formen
aufweisen. Die Kornform spielt für die
Verarbeitung ebenfalls eine wichtige Rolle,
denn sie erklärt, weshalb z. B. Glas, Quarz
oder Lapis Lazuli schwieriger zu verarbeiten
sind als Pigmente mit gerundeter Kornform.
Die scharfkantigen kleinen Splitter
bleiben gerne im Pinsel hängen und lassen
sich weniger gut verstreichen. Plättchenförmige
Teilchen wie Graphit oder Glimmer
richten sich parallel zur Farbschicht aus. Die
Oberfläche der Teilchen reflektiert das Licht
und verleiht einen Glanz- oder Glitzereffekt.
Pigmente ermöglichen eine
riesige Farbvielfalt und Brillanz.
(Bilder: Kremer Pigmente)
Durch die Plättchenform kann aber die
Trocknung verzögert werden, insbesondere
bei Ölfarben. Poröse Teilchen wie Kreide
oder kohlenstoffhaltige Schwärzen wirken
hingegen eher matt. Aufgrund ihrer Porosität
wirken sie wie kleine Schwämmchen
und benötigen sehr viel Bindemittel. Nadelige
oder faserige Teilchen können bei Malachit,
Magnetit, Gips oder anderen Mineralen
und auch bei einigen synthetischen
Pigmenten auftreten.
Farbton von Pigmenten
Der Farbton eines Pigments hängt u. a. von
der Korngröße ab. Dies kann man sehr schön
bei den farbigen Glasmehlen mit ihren unterschiedlichen
Mahlungen sehen. Zudem
hat die Verwendung des Bindemittels einen
Einfluss auf die Farbigkeit. Beispielsweise
werden die meisten Grünerden in Öl sehr
dunkel. Daneben wird der Farbton eines Pigments
auch von der Beleuchtung beeinflusst.
Den Effekt, dass ein Pigment in jedem Licht
anders aussieht, nennt man Metamerie. Be-
Das familiengeführte, mittelständische Unternehmen Kremer Pigmente hat sich auf
die Herstellung und den Vertrieb seltener und historischer Pigmente spezialisiert.
Die in der Farbmühle in Aichstetten im Allgäu beheimatete Firma ist Weltmarktführer
im Bereich der Pigmente für die Denkmalpflege, Restaurierung
und die anspruchsvolle Malerei. Durch die Entwicklung von
Spezialprodukten bedient Kremer Pigmente weitere Nischenmärkte
in diesem Bereich.
28 MALER UND LACKIERERMEISTER 7 2022