
Durchschaut
Aus dem betriebswirtschaftlichen Alltag
Die Wertschöpfung
Was ist die eine Sache, wodurch im Unternehmen alles andere leichter wird?
In der letzten Kolumne habe ich geantwortet: Gewinn. Heute möchte ich das
etwas vertiefen. Was ist die eine Sache, durch die der Gewinn deutlich erhöht
werden kann? Darauf gibt es zwei Antworten: Wertschöpfung und Verkauf.
Wertschöpfung ist in unserem Wirtschaftssystem
das Ziel produktiver Tätigkeit. Wir
Maler und Lackierer schaffen also Werte
durch z. B. das Tapezieren oder Streichen
von Wänden. Die Wertschöpfung zeigt, wie
viel Euro Ihr Unternehmen in einer Stunde
schöpft. Die Berechnung dieser Kennzahl
erfolgt ohne Material- oder Sonderkosten.
Es geht rein um die Lohnleistung.
Einflussfaktoren auf die Wertschöpfung
Je mehr m2 die Mitarbeiter pro Stunde tapezieren,
desto höher ist die Wertschöpfung.
Doch wir wissen alle, dass niemand konstant
den ganzen Tag arbeiten kann. Logistik, die
Einrichtung des Arbeitsplatzes, Koordination
und persönliche Bedürfnisse der Mitarbeiter
reduzieren die reine Tapezierleistung.
Im Lean Management wird alles, was nicht
zur Wertschöpfung beiträgt, als Verschwendung
bezeichnet.
Hebel, um die Wertschöpfung
zu erhöhen
Ein Beispiel: Ein Unternehmen soll einen
Raum mit Raufaser tapezieren und diese
Flächen deckend weiß streichen. Das Tapezieren
und der Anstrich sind die Tätigkeiten,
für die die Firma bezahlt wird. Um
diese Arbeiten ausführen zu können, muss
der Arbeitsplatz eingerichtet und Material
beschafft werden. Nach Fertigstellung wird
die Baustelle abgeräumt. Die Mitarbeiter
müssen vom Tapeziertisch zur Wand gehen
und ggf. eine Leiter raufklettern. Das alles
ist ebenfalls Arbeit, aber im Lean Management
sind das Tätigkeiten der notwendigen
Verschwendung. Der Weg zurück zum Auto,
weil ein Werkzeug vergessen wurde, oder
die Fahrt zum Großhändler, weil nicht genügend
Material im Vorfeld bereitgestellt
wurde, sind in diesem Sinn nicht notwendige
Verschwendungen. Die Grafik verdeutlicht
das Verhältnis von Verschwendung zu
Wertschöpfung. Im Bauhandwerk ist die
Baustellenorganisation der entscheidende
Hebel, die Wertschöpfung zu erhöhen.
Durch gute Organisation wird Verschwendung
reduziert.
Tools, die im Alltag helfen
Die Führungskräfte tragen maßgeblich zu
einer hohen Wertschöpfung bei. Denn ihre
Aufgabe ist es, die Betriebsabläufe zu organisieren
und zu optimieren. Das beginnt damit,
alle Informationen zum Auftrag schon bei
der Angebotserstellung sauber und nachvollziehbar
so aufzuschreiben, dass ein Dritter
sie versteht. Die Baustellenübergabe ist dann
der Moment mit der größten Auswirkung auf
die Wertschöpfung. In vielen Betrieben wird
dazu ein Fachgespräch über die anstehenden
Arbeiten mit dem Baustellenleiter geführt.
Gemeinsam wird eine Art Drehbuch für die
Baustelle geschrieben, das folgende Aspekte
berücksichtigt:
• Auswahl effizienter Arbeitsverfahren
(z. B. Spritztechnik)
• Planung der Abläufe
• Materialwahl und
• eine passende Mitarbeiterqualifikation.
50 Euro Wertschöpfung pro Stunde
sind zu wenig
Kennen Sie die Wertschöpfung in Ihrem
Betrieb? Der Betriebsvergleich 2019 ergab
53,56 Euro pro produktive Gesellenstunde.
Die wichtigste Regel lautet: Die Wertschöpfung
muss über Ihrem Lohnpreis liegen. Mit
dem Kalkulationspaket des Malerinstituts
erhalten Sie auf erfrischend einfache Weise
eine Analyse dieser beiden Kennzahlen
für Ihren Betrieb. Und erkennen die Stellschrauben
für mehr Erfolg und persönliche
Freiheit.
In seiner Kolumne erklärt Olaf Ringeisen
Begriffe und Zusammenhänge aus dem
betriebswirtschaftlichen Alltag. Als Malermeister
und Geschäftsführer des Malerinstituts
weiß er, worauf es bei der Betriebsführung
ankommt.
Prinzip: Fokus auf
Wertschöpfung
Wertschöpfung
Nicht notwendige
Verschwendung
Notwendige Verschwendung
36 MALER UND LACKIERERMEISTER 7 2022