Betoninstandsetzung
Worauf es ankommt
Aus dem Bedarf an Instandsetzung und Instandhaltung bewehrter
Stahlbetonbauwerke
hat sich ein eigenes Fachgebiet für Verarbeiter, Planer
und Regelwerke ergeben. Der Erfolg einer Instandsetzungsmaßnahme hängt
dabei von der Planung der Maßnahme, der Einzelschritte und der System-
bzw. Produktauswahl ab.
Schädigungsmechanismen
Bewehrte Stahlbetonbauwerke unterliegen
chemischen und mechanischen Einwirkungen.
Mechanische Beanspruchungen ergeben
sich beispielsweise aus der Nutzung
durch Befahrung oder durch Wind und Temperaturwechsel.
Chemisch wirken etwa Wasser
in Form von Regen sowie die in Wasser
gelösten Auftausalze, die sogenannten Chloride.
Diese werden in das Gebäude eingetragen,
weil sie im Winter auf den Straßen zum
Einsatz kommen. Auch andere Schadstoffe
aus dem Straßenverkehr wirken zerstörend
auf Stahlbeton.
Weiterhin führen in der Luft vorkommender
Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid zu einer
Karbonatisierung des Betons bzw. zur Korrosion
der eingebetteten Bewehrung. In Kombination
bewirken diese Einflüsse, dass die
Substanz eines Stahlbetonbauteils abgebaut
wird. Somit besteht Bedarf an Schutzmaßnahmen
und im Falle von Schäden auch an
Instandsetzungsmaßnahmen.
Regelwerke
Der Bedarf an Instandsetzung und Instandhaltung
hat zu einem eigenen Fachgebiet
für Verarbeiter, Planer und Regelwerke geführt.
Insbesondere hat sich die DIN EN
1504 als maßgebliche Norm herauskristallisiert
sowie
die TR Instandhaltung bzw. die
DAfStb-Richtlinie.
Die EN 1504 ist in zehn Teile gegliedert,
die sich mit verschiedenen Aspekten
der Instandhaltung und Instandsetzung von
Stahlbetonbauteilen beschäftigen. In diesem
Regelwerk werden Begriffe definiert sowie
Vorgaben und Verfahren für Produkte und
Ausführung festgelegt. Zudem finden sich
Vorgaben für die Kennzeichnung und die
Beurteilung der Konformität und Leistung
der einzusetzenden Produkte. Wesentlich
für den täglichen Gebrauch auf dem Feld der
reinen Betoninstandsetzung sind die Teile 9,
7, 3 und 2 der DIN 1504. Die weiteren Abschnitte
beschäftigen sich mit nicht weniger
wichtigen Themenfeldern wie Injektion und
Bewehrungsersatz.
Teil 9 hat die allgemeinen Prinzipien
für die Anwendung von Produkten und
Systemen
im Fokus sowie die Ist-Analyse
eines Bauwerks. Dieser Abschnitt ist für die
Planung einer Instandsetzungsmaßnahme
wesentlich. Der Planende kann sich anhand
der Norm entsprechend gekennzeichnete
und somit geeignete Produkte erschließen.
Teil 7 thematisiert den Schutz der Bewehrung.
Er legt Anforderungen an das
Leistungsvermögen und die Dauerhaftigkeit
von Produkten und Systemen für aktive
Beschichtungen
und Sperrschichten für
den Schutz vorhandener unbeschichteter
Stahlbewehrung fest. Außen vor bleibt hier
der Schutz von Edelstahl und Spannstahl.
Teil 3 hält Vorgehensweisen und Anforderungen
an Produkte und Systeme bereit,
die beispielsweise für die Ergänzung
von entferntem Beton von Relevanz sind.
Ferner werden hier die statisch relevante
und statisch nicht relevante Betoninstandsetzung
behandelt. In dieser Europäischen
Norm werden Baustoffe wie Mörtel erfasst,
die zusammen mit anderen Produkten und
Systemen angewendet werden, um die Nutzungsdauer
eines geschädigten Betontragwerks
zu verlängern, indem der ursprüngliche
bauliche Zustand wiederhergestellt
und/oder fehlerhafter Beton ersetzt und
Bewehrungen mit einem Schutz versehen
werden.
Teil 2 hat den Schutz von Stahlbetonbauteilen
zum Thema, etwa durch Anstriche
oder Hydrophobierungen. Dieses Dokument
legt unter anderem Anforderungen
an die Leistung und die Dauerhaftigkeit
eines
Oberflächenschutzes fest, der zur
Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Beton
und Stahlbetontragwerken sowie für
neuen Beton und für Instandhaltungs- und
Instandsetzungsarbeiten angewendet wird.
Teil 2 der EN 1504 kennt dabei im Wesentlichen
Beschichtungen, Imprägnierungen
und hydrophobierende Imprägnierungen
als Schutzmaßnahme.
Konkrete Maßnahmen
Wie sieht nun die konkrete Instandsetzungsmaßnahme
eines Bauwerks oder eines Bauteils
aus, wenn es zu einem Schaden gekommen
ist und wenn anschließend geplant
ist, das Bauteil oder Bauwerk dauerhaft zu
schützen? Gemäß Teil 9 der EN 1504 findet
zunächst eine Begehung des Bauwerks
statt, um einen Ist-Zustand zu ermitteln. Dies
erfolgt im Rahmen einer optischen, physikalischen
und chemischen Analyse. Hierbei
werden sichtbare Schäden wie z. B. Abplatzungen
dokumentiert. Ist der Bewehrungsstahl
bereits zu sehen oder sind Korrosionserscheinungen
schon anhand von Rostfahnen
sichtbar? Weiterführende Maßnahmen
wären dann die Entnahmen von Chloridproben,
die Überprüfung der Karbonatisierungstiefe
und eventuell eine großflächige Potenzialfeldmessung.
42 MALER UND LACKIERERMEISTER 7 2022