
C21H22O5
Die neuesten Erkenntnisse über
Xanthohumol
Die Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft (HHV) – kurz Hopsteiner,
ist eine international agierende
Handelsgruppe. Die MitarbeiterInnen sitzen u.a. im Hopfenanbaugebiet im Nordwesten der USA, im
Bundesstaat Washington. „Die Hopfenbranche ist zwar klein und überschaubar, aber auch sehr vielseitig“,
erklärt Dr. Martin Biendl, Leiter Forschung & Entwicklung, im Gespräch mit der BRAUINDUSTRIE,
und erzählt, dass die neuesten Forschungsergebnisse über das Xanthohumol auf dem EBC Kongress in
Madrid vorgestellt werden.
BRAUINDUSTRIE: Sie sind Leiter Forschung
& Entwicklung /Analytik bei der
Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft
, Hopfen ist Ihr Spezialgebiet. Erzählen
Sie uns doch bitte etwas über Ihren
Lebensweg und Ihre Ausbildung.
Dr. Martin Biendl: Ich habe in Regensburg
Chemie studiert und danach in
Naturstoffchemie promoviert. Mein
Interesse lag von Anfang an vor allem
bei den Naturstoffen. Mit dem
Abschluss meiner Doktorarbeit war
gleichzeitig eine Stelle als Chemiker
bei der HHV ausgeschrieben. Damals
wurde ein Nachfolger für die Forschung
& Entwicklung gesucht. Seit
1990 bin ich nun an der HHV. Es war
meine erste Arbeitsstelle und meine
einzige Bewerbung. Außerdem bin
ich im Analysenkomitee der EBC tätig
– hier seit fast 20 Jahren als Vorsitzender
des Hopfensubkomitees. Zusätzlich
engagieren wir uns in der Methodenentwicklung
und haben daher
auch eine Arbeitsgruppe Hopfenanalyse
etabliert. Seit einigen Jahren bin
ich außerdem Mitglied im Vorstand
des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes.
BI: Hopfen ist eine sehr polyphenolreiche
Pflanze. Ein ganz besonderes Polyphenol
ist jedoch Xanthohumol. Sie betreiben
mittlerweile ein kleines Technikum
an der HHV, um in größeren Mengen Xanthohumol
mit höchsten Reinheitsgraden
zu extrahieren. Wie lange besteht das
Technikum schon und können Sie uns bitte
die virushemmende Wirkung von Xanthohumol
näher erläutern?
Dr. Biendl: Die ersten Berichte über
Xanthohumol wurden von der Oregon
State University, USA, bereits Ende der
1990er-Jahre publiziert. Dabei ging es
um die Hemmung des Wachstums von
Krebszellen in vitro, also im Reagenzglas.
Hier konnte bereits das Potenzial
von Xanthohumol abgeleitet werden,
aber noch nichts über eine echte Wirksamkeit
im lebenden Organismus. Das
weckte damals ursprünglich das Interesse
für Xanthohumol. Wir sind ein
Hopfenverarbeitungsbetrieb und können
z.B. schnell feststellen, welche
Hopfensorten einen hohen oder niedrigen
Gehalt an Xanthohumol haben.
Überlegt wurde dann, wie die Substanz
am besten aus dem Hopfen isoliert werden
kann. Aufgrund der hohen internationalen
Nachfrage, inwieweit Xanthohumol
auch im größeren Maßstab
gewonnen werden kann, wurde
ein Verfahren im Labormaßstab entwickelt.
Um eine erste kommerzielle
Nachfrage bedienen zu können, wurde
bereits im Jahr 2006 ein Prototyp einer
Produktionsanlage zur Xanthohumol-
Extraktion in Betrieb genommen. Das
Verfahren ist nun fertig entwickelt und
das Produkt nennt sich XanthoFlav
mit einem Xanthohumol-Gehalt von
60-80 Prozent. Da es sich um ein reines
Isolat aus der Hopfenpflanze handelt,
werden als Ausgangsprodukt Hopfensorten
mit möglichst hohen Xanthohumol
Gehalten genutzt, wie beispielsweise
der Hallertauer Taurus. Dieser
gilt weltweit als die Sorte mit dem
höchsten Xanthohumol-Gehalt und
BRAUINDUSTRIE · 5/2022 7