
Kippt die 55-Grad-Celsius-
Regel?
Ultraltration als mögliche Lösung im Konikt Energiesparpotenzial
versus Trinkwasserhygiene
SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 8/2022 49
Auch bei der Trinkwassererwärmung
könnte viel Energie eingespart werden,
würde man die geltenden Vorschriften
den Notwendigkeiten anpassen.
Denn derzeit schreiben die
Regeln des Deutschen Vereins des
Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW)
vor, dass für Warmwasser immer eine
Mindesttemperatur von 60 °C am
Speicherausgang bzw. 55 °C im gesamten
Leitungssystem einzuhalten
ist, um die Trinkwasserhygiene zu
gewährleisten. Obwohl Trinkwasser
als das am strengsten kontrollierte
Lebensmittel in Deutschland gilt, ist
Trinkwasserhygiene auch bei uns
ein zunehmend diskutiertes Thema.
Vor allem Legionellen beschäftigen
Immobilienbesitzer bereits seit Jahren.
Diese sind zwar ein natürlicher
Inhaltsstoff des Trinkwassers, doch
die Stäbchenbakterien vermehren
sich bei entsprechenden Voraussetzungen
wie stagnierendem Wasser
oder Temperaturen von über
20 °C im oft weit verzweigten Rohrleitungssystem
sprunghaft. So können
Legionellen und andere Krank-
Die weltweite Krise auf den
Energiemärkten und die rapide
steigenden Energiekosten
zwingen Industrie und
Verbraucher Gas einzusparen.
Die Bundesnetzagentur
hat in dem Zusammenhang
bereits eine Absenkung
der gesetzlichen Mindestheiztemperatur
vorgeschlagen.
Diese verpflichtet
Vermieter bisher, die Heizungsanlage
während der
Heizperiode so einzustellen,
dass eine Mindesttemperatur
zwischen 20 °C und 22 °C in
der Wohnung erreicht wird.
heitserreger bei für sie günstigen
Bedingungen zu gefährlichen Konzentrationen
heranwachsen. In Wassertröpfchen
oder Dampf gelangen
sie in die Lunge des Menschen, beispielsweise
beim Duschen. Das kann
vor allem bei älteren und immungeschwächten
Menschen zur Legionärskrankheit,
einer schweren Lungenentzündung
führen, die nicht selten
tödlich verläuft. In Deutschland
gibt es laut RKI jedes Jahr über 1.000
identifizierte und gemeldete Legionellose
Fälle (1.281 Fälle in 2020,
die zu 61 Todesfällen führten, was ca.
5 % entspricht) . Die Dunkelziffer sehen
Experten des deutschen Kompetenznetzwerks
für ambulant erworbene
Pneumonien (CAPNETZ) jedoch
bei jährlich ca. 15.000 bis 30.000 Legionellose
Fällen, was darauf zurückzuführen
ist, dass zu selten eine entsprechende
Diagnostik veranlasst
wird und daher viele Erkrankungen
der Lunge nicht als Legionärskrankheit
erkannt werden.
Wassertemperaturen von 60 °C
als wirksame Lösung?
Doch sind Warmwassertemperaturen
von 60 °C tatsächlich die einzige
wirksame Lösung gegen Legionellen?
Und gibt es nicht auch energieef
zientere Vorgehensweisen? Denn
gerade energieefziente Neubauten
wie Passivhäuser verbrauchen oft
mehr als die Hälfte ihres Wärmeenergiebedarfs
für die Warmwasserbereitung,
da der Heizwärmebedarf
durch gute Wärmedämmung stark
reduziert ist, der Warmwasserbedarf
aber wesentlich weniger durch die
Technik beeinusst werden kann. Da
moderne Warmwasserbereiter von
Wärmepumpen kaum in der Lage
sind, diese Temperaturen dauerhaft
bereitzustellen – schon gar nicht bei
efzientem Wirkungsgrad, müssen
oft zusätzliche Boiler nachhelfen. Zu-
Bild 1 • Aus einem Bündel solcher Hohlfasern
besteht der Seccua Urspring Be-
WEll-Filter.
TRINKWASSERHYGIENE