
FACHBEITRÄGE
Woran (digitale) Transformationen scheitern
Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.
So ist über die Dynamik der letzten Jahre
zu lesen. Was mit der Musikindustrie und in der
Fotografie seinen Anfang nahm und sich im Handel,
bei Zeitungen und Verlagen fortsetzte, hat
längst alle Branchen erreicht. Großunternehmen
tun es, der Mittelstand tut es und auch der Handwerksbetrieb.
Dem lässt sich bedenkenlos zustimmen, wenn
man Digitalisierung versteht als Abbildung von
analogen Prozessen und Daten in digitaler Form.
Aber Digitalisierung kann mehr, viel mehr sein!
Und mit diesem „Mehr“, gewinnt dann auch der
Transformationsteil, der mit Digitalisierung einhergeht,
an Bedeutung.
Um etwas Klarheit zu schaffen, unterscheiden wir
drei unterschiedliche Ebenen:
1. Digitalisierung von Prozessen
2. Digitalisierung von Produkten (und Dienstleistungen)
3. Digitalisierung und Geschäftsmodellen
Beginnen wir mit der Digitalisierung von Prozessen.
Hier geht es um ein Besser, um ein Schneller
in Bezug auf Abläufe und Entscheidungen. Der
Treiber ist Effizienz und die Wirkung zeigt sich
vorwiegend nach innen. Vorteile im Sinne von
Kundennutzen und Alleinstellung im Wettbewerb
lassen sich so (eher) nicht erreichen. Vielmehr
geht es um „Nicht-Nachteile“: Nicht der, der es
tut, hat Vorteile, sondern der, der es nicht tut ist
(schnell) im Nachteil.
Davon unterscheiden lassen sich digitale Produkte.
Es geht um Dinge wie Staubsauger- oder
Rasenmäher-Roboter oder mit Sensoren ausgestattete
Laufschuhe. Mit Hilfe der Digitalisierung
können Laufstrecken und Zeiten analysiert
werden. Es wird Motivationsfeedback gegeben,
man kann sich mit anderen Sportlern und dem
Trainer verlinken, Trainingsprogramme lassen sich
individualisieren und Fortschritte können gemessen
werden. Anders als bei der Prozessdigitalisierung
zielt die Digitalisierung hier nach außen und
schafft neuen, zusätzlichen Kundennutzen.
Davon wiederum lässt sich eine weitere Ebene
unterscheiden: Digitalisierung und Geschäftsmodell
– sei es, dass Teile des bisherigen Geschäftsmodells
digitalisiert werden und es zu einer
Kombination aus analoger und digitaler Welt
im Rahmen des bestehenden Geschäftsmodells
kommt. Sei es, dass Geschäftsmodelle überhaupt
erst durch Digitalisierung möglich werden. Und
hier gehören dann die landläufig genannten Beispiele
wie Amazon, Uber und Airbnb einsortiert.
78 Fachverband SHK Baden-Württemberg
Foto: SFvdE
Dr. Stephan Friedrich von den Eichen, Honorarprofessor für
Betriebswirtschaft, Organisations-, Management- und Geschäftsmodellinnovation
an der Universität Bremen, CEO der
Managementberatung Innovative Management Partner (IMP)