
FACHBEITRÄGE
Lüftung – eine Chance und Verantwortung
für unser Gewerk
Die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist unser
Berufsfeld. Der Bereich Sanitär erfüllt ein Grundbedürfnis,
der Bereich Heizung wird aktuell stark
politisiert. Stiefmütterlich behandelt wird hingegen
der Bereich Klima. Klima steht für Lüftung
und damit ebenfalls für ein Grundbedürfnis. Dementsprechend
sollte diesem Bereich auch eine Bedeutung
beigemessen werden. Es ist höchste Zeit
für eine Transformation der Betrachtungsweise
des Thema Lüftung durch die Kunden wie auch
durch das Handwerk.
Die Versorgung mit frischer Luft ist aus verschiedenen
Gründen wichtig:
• Sie senkt die CO2-Konzentration in den Räumen,
die direkt mit dem Wohlbefinden und im
Falle von Nichtwohngebäuden mit der Produktivität
der Personen verbunden ist.
• Sie transportiert Feuchtelasten, die durch Atmung,
Kochen, Badevorgänge, oder Produktionsprozesse
entstehen, aus den Räumen nach
draußen und senkt dadurch die Gefahr von
Schimmelbildung.
• Sie transportiert Emissionen aus Einrichtungsgegenständen
und Baustoffen aus dem Gebäude
oder der Nutzungseinheit.
• Sie kann zur Sicherung der Verbrennungsluftversorgung
von raumluftabhängigen Feuerstätten
beitragen.
• Sie transportiert Viren und Bakterien aus den
Räumen nach draußen, ein Thema, das gerade
in den letzten zwei Jahren an Wichtigkeit gewonnen
hat.
Frische Luft kann auf unterschiedlichen Wegen in
ein Gebäude gelangen:
1. durch ungewollte (Infiltration) oder gewollte
(Fensterfalzlüfter, Außenbauteil-Luftdurchlässe)
Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
Ana Constantin, Diplom-Wirtschaftsingenieurin,
Referentin Technik
Fachverband SHK Baden-Württemberg
2. durch regelmäßiges Öffnen der Fenster durch
Bewohner
3. durch Lüftungsanlagen.
In Folge der Sanierung von Gebäudehüllen werden
Gebäude immer dichter, sowohl im Neubau
als auch im Bestand. Häufig sind die Endkunden
nicht sensibilisiert genug, um zu verstehen, dass
eine dichtere Gebäudehülle nicht nur den Vorteil
eines erhöhten Wärmeschutzes mit sich bringt,
sondern auch den Nachteil der niedrigeren Versorgung
mit Frischluft und des verminderten Abtransports
von Feuchtigkeit und Schadstoffen.
Bei dichteren Gebäuden ist es wichtig, dass Nutzer
ihr Verhalten ändern und häufiger selbst lüften.
Dies bringt jedoch zwei Herausforderungen mit
sich. Erstens sind Verhaltensänderungen schwierig
zu erwirken und daher eher unwahrscheinlich.
Zweitens ist eine manuelle Lüftung nicht energieeffizient.
Im Winter gelangt kalte Luft in die Räume
hinein, im Sommer eher wärmere und feuchte Luft.
Beides ist mit Komforteinbußen und im Winter mit
einem höheren Energieverbrauch verbunden.
90 Fachverband SHK Baden-Württemberg