
CO2-EMISSIONEN
Bewegte Branche
Herausforderung Kilmaneutralität
Heftige Stürme, Dürrezeiten
→ Auch die Getränkebranche ist gefordert, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten –
durch Senkung ihrer CO2-Emissionen, durch Einsparung von Energie und deren effizienteren
Nutzung, idealerweise über die gesamte Produktions- und Lieferkette.
und Starkregenereignisse
samt heftiger
Überschwemmungen
– der Klimawandel macht sich auch
in Deutschland schadensträchtig
bemerkbar. Bereits eine geringfügige
Erhöhung der globalen Durchschnittstemperaturen,
so zeigt sich,
hat dramatische Folgen für das
Leben und Wirtschaften auch in
unseren Breiten.
Unklare Begrifflichkeiten
Eine gewisse Schwammigkeit
der Terminologie und rechtliche
Hemmnisse konstatiert man in
diesem Zusammenhang beim
Deutschen Brauer-Bund (DBB):
„Klimaneutralität – der Begriff
hat Konjunktur, ist aber praktisch
kaum definiert“, sagt DBB-Sprecherin
Nina Göllinger: „Derzeit gibt
es keinen Standard, wie klimaneutrales
Handeln nachgewiesen
werden kann und was es im Detail
bedeutet. Selbst für die Berechnung
des CO2-Fußabdrucks für einzelne
Produkte gibt es viele verschiedene
Berechnungsmethoden, sodass eine
Vergleichbarkeit bisher noch nicht
gegeben ist.“ Grundsätzlich würden
verschiedene Produkte heute als
„klimaneutral“ ausgelobt, indem
die Hersteller in Ausgleichsmaßnahmen
in Form von beispielsweise
Zertifikatserwerb für klimagasmindernde
Projekte oder Aufforstungen
von Wäldern investierten. „Bis aber
die Produktion von Massengütern
über die gesamte Lieferkette tatsächlich
als ‚klimaneutral‘ bezeichnet
werden kann, dürften noch
viele Jahre vergehen“, so Göllinger.
Gerade die Brauindustrie als
energieintensive Branche sei noch
stark auf Erdgas angewiesen, eine
Substitution könne nur sukzessive
erfolgen, wie gerade jetzt in der Krise
mit Russland deutlich werde. Bei
Strom hänge die Frage der Neutralität
dem DBB zufolge maßgeblich
davon ab, inwieweit es der Politik
und den Energieerzeugern gelinge,
flächendeckend grünen Strom aus
regenerativen Energien bereitzustellen.
„Das Ziel der Klimaneutralität
begrenzt sich natürlich nicht
nur auf die eigene Produktion, sondern
auch auf die Vorprodukte wie
Verpackungsmaterialien“, gibt Göllinger
zu bedenken, „besonders die
Dosen- und Glasflaschenproduktion
ist energieintensiv, also mit einem
hohen CO2-Ausstoß verbunden.
Hier liegen die Hausaufgaben bei
den Herstellern, klimaschonende
Prozesse zu implementieren.“
Das Fehlen allgemeinverbindlicher
Standards für Klimaneutralität
macht es für alle Unternehmen
schwierig, diese rechtssicher auf
ihren Produkten auszuloben. Aus
diesem Grund, so Göllinger, sei der
Einfluss auf das Marktgeschehen
auch noch nicht absehbar.
Spar-Erfolge in der
Brau-Branche
In der Brauindustrie laut DBB
werden bereits seit Jahrzehnten
große Anstrengungen für eine
grüne Energieerzeugung geleistet –
ob Biogaserzeugung aus Abwasser,
Solarstrom-Gewinnung oder Wärmeerzeugung
aus Biomasse. Selbst
Windräder auf Brauereihöfen sind
zu finden. Dazu kommen erhebliche
Energieeinsparungen über die
letzten Jahrzehnte, vor allem im
Bereich der Anlagentechnik und der
Brauprozesse. Im Bereich der Verpackungen
hat das umweltfreundliche
Mehrwegsystem der Brauwirtschaft
schon früh Maßstäbe gesetzt.
Bei Einwegverpackungen liegen die
Material- und Gewichtseinsparungen
auf hohem Niveau. Scherben
oder Altetiketten gehen von den
Brauereien wieder an die Hersteller
zurück, Nebenprodukte wie Althefe
oder Treber dienen der Landwirtschaft
als Viehfutter.
Rechtliche Hürden
„Leider ist festzustellen, dass die
Politik auf dem Weg zur Klimaneutralität
öfter neue Hürden
Nina Göllinger, Pressesprecherin
Deutscher Brauer-Bund (Foto: DBB)
22 GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 04 | 2022