
BUNDESVERBAND DES DEUTSCHEN GETRÄNKEFACHGROSSHANDELS E. V.
„Fundamentale
Belastungen“
Der Ukraine-Krieg hat auch weitreichende
Konsequenzen für die Getränkelogistik
→ Stark angestiegene Kraftstoffpreise und Energiekosten sind nur zwei neue große Herausforderungen,
mit denen die Getränkelogistik in Deutschland aktuell konfrontiert wird. Der
GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL sprach mit dem geschäftsführenden Vorstand des BV GFGH,
Dirk Reinsberg, über die aktuelle Situation und die Auswirkungen auf den GFGH. (eis)
GFGH: Herr Reinsberg, die Diesel-
und Benzinpreise sind in den letzen
Wochen enorm gestiegen. Was bedeutet
das für die Getränkelogistik
auch dahingehend, dass die Warenverfügbarkeit
im Getränkefachgroßhandel
bzw. den Getränkefachmärkten
mittelfristig sichergstellt
werden kann?
Dirk Reinsberg: Die Getränkeversorgung
in Deutschland ist heute
gesichert. Dennoch belasten die hohen
Kraftstoffpreise die coronagebeutelte
Branche enorm. Heute ist
noch nicht absehbar, wo die Reise
hingeht. Sollten die Preise weiter
steigen und dies nicht seitens der
Politik abgefedert werden, kann
es zu existenziellen Bedrohungen
einzelner Händler kommen. Die
Lieferketten werden sich enorm
verteuern und können sogar reißen.
Steigerungen der Verbraucherpreise
sind dann nicht auszuschließen,
um die Warenverfügbarkeit
weiterhin zu gewährleisten. Damit
werden erhöhte Kraftstoffpreise zu
einem fundamentalen Belastungsfaktor
nicht nur für die Getränkebranche.
GFGH: Welche Reaktionen diesbzgl.
werden Ihnen aus dem Mitgliederkreis
des Verbands zurückgespielt?
» Die hohen Preise
machen es dem
GFGH nahezu unmöglich,
wirtschaftlich
zu arbeiten. «
Dirk Reinsberg, geschäftsführender
Vorstand des BV GFGH
Reinsberg: Die nunmehr seit Wochen
anhaltende Situation belastet
die Betriebe enorm. Die Beschaffungs
und Distributionskosten in
der Getränkelogistik verteuern sich
aufgrund der Preissteigerungen
in einem bislang nicht gekannten
Ausmaß. Soweit diese ganz oder
teilweise aufgrund bestehender
Vereinbarungen nicht weitergegeben
werden können, entwickelt
sich das Geschäft für die betroffenen
Unternehmen zu einem
wirtschaftlichen Fiasko. Die hohen
Preise machen es dem GFGH nahe-
zu unmöglich, wirtschaftlich zu
arbeiten und die Logistik unter den
erschwerten Bedingungen aufrecht-
zuerhalten. Die Folge wird sein,
dass Lieferketten reißen, Kunden
u. a. des Lebensmitteleinzelhandels
nicht mehr bedient werden und
Regale leer bleiben.
GFGH: Wie schätzen Sie die weitere
Entwicklung der Lage ein, wenn zu
den derzeit spekulativen Preiserhöhungen
ggf. noch reale Preissteigerungen
dazukommen würden?
Reinsberg: Auch spekulative Preissteigerungen
treffen die Branche
sehr real. Es ist allerdings davon
auszugehen, dass der Effekt vorübergehend
ist, solange die Verfügbarkeit
der Kraftstoffe nicht durch
Handelsbeschränkungen verknappt
wird. Durch eine Verknappung
würden sich Kraftstoffpreise zumindest
mittelfristig auf einem hohen
Niveau halten, was für die Branche
dauerhaft nicht ohne Preissteigerungen
abzufedern sein wird.
GFGH: In der Politik werden derzeit
Schritte zur Entlastung für die
hohen Kraftstoff- und Energiepreise
60 GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 04 | 2022