
LOGISTIK
Dienstleistungspartner
GFGH
Flaschensortierung im Getränkefachgroßhandel
sichert die nationale Distribution für die Hersteller
→ Steigende Transportkosten oder die nötige Berücksichtigung von Umweltaspekten sind nur
zwei Faktoren, die in der Getränkelogistik einen immer größeren Stellenwert einnehmen.
Für die Industrie ist es ratsam, mögliche Szenarien der zukünftigen Supply Chain zu durchdenken
– dabei gewinnt der GFGH als Dienstleister an Bedeutung.
Die nationale flächendeckende
Getränkedistribution der
Brau- und Brunnenindustrie
gerät aus drei Gründen jetzt
schon und in Zukunft immer mehr
unter Druck:
Transportkostensteigerung
Treiber sind steigende Treibstoffkosten,
Fahrerknappheit und Personalkostenerhöhungen
– vor allem
jedoch die ab diesem Jahr strengeren
Kabotageregelungen (siehe Kasten),
die die Kosten der Spediteure
und deren Subs in die Höhe treiben.
Zudem ist aktuell zu bemerken,
dass immer mehr Fahrer aus der
Ukraine und Polen zum Wehrdienst
eingezogen und dem Markt entzogen
werden. In denTransportszenarien
wird von einer Verdopplung
der Beschaffungskostenbelastung
pro Kasten bis 2025 im Vergleich zu
2020 ausgegangen.
Nachhaltigkeit, Carbon
Footprint
Die CO2-Belastung pro Kasten steigt
mit der Entfernung im Vollgutbereich
und überproportional mit
dem Durchmischungsgrad und
der Entfernung im Leergutbereich.
Fremdflaschentourismus vom GFGH
zur Brauereisortierung und von
dort über den Flaschenhändler wieder
zurück zum Ursprung bringt in
einigen Fällen zusätzliche CO2-Belastung
von über 1 kg pro Kasten.
Vielen Getränkeproduzenten ist
die hohe Kosten- und CO2-Brisanz
des vermeidbaren Leergut-Tourismus
nicht bekannt oder sie wird
verdrängt.
Neue ESG-Regeln
Hinzu kommen die neuen ESG-Regeln
für mittelgroße Unternehmen
mit dem politisch forcierten Umbau
der Rechnungslegung auf grüne
Kennzahlen und nachhaltige Berichte
(siehe Kasten). Vielen Unternehmen
ist noch nicht bewusst,
wie komplex die Regeln sind, wie
anspruchsvoll ihre Umsetzung ist
und wie transparent sie plötzlich
werden müssen. Es bleibt nur davor
zu warnen, den Aufwand dafür
zu unterschätzen. Im Rahmen der
Nachhaltigkeitsdiskussion gerät
Wasser als knappes Gut immer
mehr in die Diskussion. Sie betrifft
zunächst die Brunnen („Vittel-
Effekt“), mittelfristig aber auch die
Brauereien.
Mögliche Lösungsansätze
Die Industrie sollte daher die zukünftige
Supply Chain überdenken
und den GFGH als Dienstleister mit
in die Überlegungen einbezie-
Kabotage-Regelungen
Folgende Vorschriften aus dem EU-Mobilitätspaket für den Straßengüterverkehr sind
ab dem 21. Februar anzuwenden. Lkw-Fahrer müssen bei Auslandseinsätzen in der
EU nach maximal drei Kabotage-Fahrten eine Abkühlphase von vier Tagen beachten,
in der sie mit ihrem Fahrzeug im Gastland keine weitere Kabotagefahrten machen
dürfen. Ein Lkw muss spätestens nach acht Wochen an die Betriebsstätte in seinem
Herkunftsland zurückkehren.
Insgesamt verteuert sich der Subunternehmertransport auch durch die verstärkten
Kontrollen damit erheblich. Insbesondere polnische Spediteure gründen verstärkt
Niederlassungen in Deutschland.
GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 04 | 2022 57