
BRAUINDUSTRIE
→ Explodierende Kosten gefährden Existenz kleiner
und mittlerer Brauereien
Mit großer Sorge blickt die mittelständische Brauwirtschaft
auf die sich zuspitzenden Folgen des Ukraine-
Krieges. Der Verband Private Brauereien Deutschland
unterstütze daher gemeinsam mit seinen Regionalverbänden
im Rahmen seiner Möglichkeiten voll und ganz
den Sanktionskurs der Bundesregierung gegenüber der
Russischen Föderation und hat selbst alle wirtschaftlichen
Kooperationsvereinbarungen mit seinem russischen
Partnerverband auf unbestimmte Zeit ausgesetzt
sowie sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten in Russland
beendet, um ein deutliches Signal zu senden, wie
es heißt.
Der Krieg habe indessen auch erhebliche wirtschaftliche
Auswirkungen auf die rund 800 Mitgliedsbetriebe
des Verbandes Private Brauereien Deutschland, die zum
ganz überwiegenden Teil regional tätig und handwerklich
strukturiert sind. Als energieintensive Branche
treffe die mittelständische Brauwirtschaft der exorbitante
Anstieg der Energiepreise besonders hart. Hinzu
komme die derzeit schwierige Rohstoffsituation, insbesondere
beim Malzmarkt. Aufgrund einer unterdurchschnittlichen
Braugerstenernte in Deutschland und
anderen wichtigen Anbauländern im letzten Jahr kletterten
die Preise für Braugerste nahezu wöchentlich
auf neue Rekordhöhen. Der anhaltende Krieg zwischen
Russland und der Ukraine wirbele den Markt für Braugerste
weiter durcheinander. Gleichermaßen stiegen
derzeit die Preise für Hilfs- und Betriebsstoffe wie beispielsweise
Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie
für Verpackungsmaterialien wie Glasmehrwegflaschen
und Kronkorken massiv an. Mit diesen Kostensteigerungen
sehe sich die mittelständische Brauwirtschaft
zu einem Zeitpunkt konfrontiert, in dem sie nach
über zwei Jahren Corona-Pandemie wirtschaftlich und
finanziell bereits stark gelitten habe .
„Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen
der Bierabsatz stark gelitten hat, gehen die derzeit hohen
Preise für Roh- und Hilfsstoffe, Energie und Transport
an die Substanz der Betriebe. Sollten die Preise
weiter auf einem so hohen Niveau bleiben, kann es in
Einzelfällen durchaus um die Existenz eines Betriebs
gehen“, kommentiert Roland Demleitner, Geschäftsführer
des Verbandes Private Brauereien Deutschland,
die aktuelle Lage. Um ihr wirtschaftliches Überleben
zu sichern, sei eine Vielzahl von Brauereien bereits
gezwungen, ihre Bierpreise aufgrund der gestiegenen
Kosten anzupassen. Der Verband Private Brauereien
Deutschland appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger,
einerseits Entlastungsmöglichkeiten
bei den Energiepreisen zu schaffen und andererseits
die Brau- und Getränkebranche als systemrelevanten
Industriezweig im Krisenfall vorrangig mit Energieträgern
zu versorgen.
Eine weitere mittelfristig wirksame Maßnahme wäre
die Verlängerung der Biersteuersätze der „alten“ Biersteuermengenstaffel.
Im Hinblick auf die zwischenzeitlich
eingetretenen Kostensteigerungen in einer
Vielzahl von Bereichen, würde die Beibehaltung der
ermäßigten Biersteuersätze, die aktuell bis Ende 2022
befristet sind, für eine deutliche Entlastung und signifikante
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der
mittelständischen Brauwirtschaft führen und so die
in Deutschland vorhandene und weltweit einzigartige
Brauerei- und Bierkultur auch künftig in ihrer ganzen
Vielfalt erhalten.
→ Veltins investiert in neue
Mehrweg-Abfüllinien
Die Brauerei C. & A. Veltins setzt weiter auf Wachstum,
Innovation und Flexibilisierung und baut zwei neue Abfüllanlagen
für Mehrweg-Flaschen, wie es heißt. Momentan
wird ein Gebäude mit sechs Ebenen errichtet, in dem unter
anderem zwei Abfülllinien Platz finden sollen. Der Einzug
sei seit Anfang März in vollem Gange: Mit Kränen werden
die ersten tonnenschweren Maschinen der neuen Krones
Mehrweg-Glaslinie auf Ebene 5 gehoben, und zwar in 15 m
Höhe. Auf diese Abfülllinie mit einer Kapazität von 50.000
Flaschen pro Stunde folgt im Herbst 2023 eine zweite, die
sogar bis zu 80.000 Glasflaschen pro Stunde verarbeiten
könne. Während die zweite Linie künftig eine bestehende
Anlage ersetzen soll, werde die erste für eine größere Flexibilität
benötigt, heißt es weiter. Bereits ab Mitte 2022 sollen
die ersten Flaschen vom Band laufen. Die 50.000er Linie
fülle dabei das gesamte Flaschensortiment der Brauerei ab,
mit Fokus auf Steinie-Flaschen. Diese Linie enthalte für die
Biermischgetränke einen Pasteur LinaFlex, ansonsten seien
die Maschinen identisch zu denen der zweiten Anlage, die
im Herbst 2023 ausgeliefert werden soll.
64 GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 04 | 2022